“Waldsterben”
LAPIS ist eine Entwicklung für das Chemische Labor der Niedersächsischen Forstlichen
Versuchsanstalt (NFV) in Göttingen. Dieses Labor wurde 1988 in Betrieb genommen, um für die Untersuchung der damals brisante Thematik des “Waldsterbens” die nötigen Analysekapazitäten bereitzustellen. Bei der Planung wurde die EDV nicht berücksichtigt, so dass es bei Inbetriebnahme kein System zur Probenverwaltung und Ergebnisspeicherung gab. Es musste also eine Datenbank samt Benutzeroberfläche installiert werden, die Wahl fiel auf mich.
Funktion
LAPIS stellt ein frühes wissenschaftliches LIMS (“laboratory
information and management system”) dar, ist also ein System
zur Organisation und Auswertung der Analyseprozesse in einem
chemischen Labor. Es dient der Auftragsverwaltung, der
Probenverfolgung, der Qualitätskontrolle und der Auswertung
und dem Export der im Labor anfallenden Daten.
Eine besondere zusätzliche Daueraufgabe des Labors der NFV
ist die wissenschaftliche Entwicklung neuer Analysemethoden
für bestimmte Fragestellungen. Besonderen Wert wurde daher
auf die exakte Speicherung aller für das Analysergebnis
potentiell relevanten Faktoren gelegt.
Im Labor werden Boden-, Wasser-, Pflanzen- und Humusproben
analysiert. Die Probenbearbeitung erfolgt in “Serien”, eine
Serie ist eine Sammlung von ca. 240 Einzelproben. Jede Serie
wird nach einem einheitliches “Analyseprogramm” auf einen
bestimmten Satz von Elementen und Verbindungen hin
analysiert. Nach 10 Jahren Betrieb sind in LAPIS 175.000
Proben mit 4.3 Mio Analyseergebnissen gespeichert. 1200
verschiedene Analysemethoden sind dokumentiert, 16 Nutzer
haben mit dem System gearbeitet..
LAPIS verfolgt jede Probe auf ihrem Weg durch verschiedene
Bearbeitungstationen und speichert die pro Station
anfallenden Daten. Es arbeitet also prozessorientiert. Es gab
folgende Stationen:
-
Erfassung und Zuteilung einer Labornummer und Zusammenstellen in Serien.
-
Erfassen der gewünschten Analyseprogramme (Analyseanforderungen)
-
Erfassung von Stammdaten (Ort der Probenahme, Art der Probengewinnung)
- Vorbereitung (Malen, Siebung)
- Wassergehaltsbestimmung
- Aufschluss
- Messung
- Auswertung
LAPIS wurde auf vielfältige Weise in das Labor integriert:
- verschiedene Terminals in den Laborräumen zur Dateneingabe
- 2 angeschlossene Terminals für die Laborleitung
- 5 online angeschlossene automatische Analysegeräte, für
die LAPIS die Auftragserteilung und die Rückübertragung der
Ergebnisse durchführt
- Eine zweite Installation von LAPIS wurde am Institut für
Bodenkunde und Waldernährung der Universität Göttingen
betrieben. Mit diesem Labor wurden online Analyseaufträge
und Ergebnisse ausgetauscht.
- Analyseergebnisse wurden online ans Rechenzentrum der
Universität Göttingen exportiert, die Ergebnisse bestimmter
Auswertungen wurden von dort zurückübertragen.
- Analyseergebnisse werden an die Arbeitsplatz-PCs der
wissenschaftlichen Auswerter im Haus übertragen.
- Analysergebnisse wurden samt Methodenbeschreibungen an
die Fachdatenbank ECO übertragen.
LAPIS wurde auf einem UNIX-Rechner IBM-RS6000 betrieben. Die
Benutzeroberflächen wurden durch ASCII-Terminals (VT220)
gebildet. Alle online-Funktionen wurden durch serielle
RS232-Leitungen und serielle-Übertragungsprotokolle
Weiterführende Informationen
Hier findet sich mehr zur Entwicklungsgeschichte von LAPIS (mit. Fotos alter Computer).
Die Software-Architektur habe ich hier beschrieben.
Für LAPIS gibt es zwei Handbücher im PDF-Format:
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